Khejri Report III/02

Liebe Freunde des Khejri – Projektes,
der Winter war lang in diesem Jahr. Noch bis Ende Februar lagen die Temperaturen nachts im einstelligen Bereich . Häuser in Rajasthan sind natürlich nicht heizbar und haben dicke, kältespeichernde Wände. Eine Wärmflasche ist am Abend ein angenehmer Bettgenosse!
Unsere Patienten suchten auch entsprechend zahlreich die clinic auf, im Januar waren es 2064. Und unsere Diagnosenstatistik wird natürlich wieder angeführt von den Erkrankungen des Respirationstraktes, unter den geschilderten Temperaturen nichts Ungewöhnliches.

Sorgen bereitet uns im Augenblick die Stadt Jaipur. Schon früher hatte ich angedeutet, dass Jaipur sich immer weiter ausdehnt und inzwischen auch schon weiter entfernt liegende Dörfer „eingemeindet“. Jetzt ist jenseits unserer clinic der Grundstein für eine neue Satellitenstadt gelegt worden, in der vornehmlich Kleinverdiener ein neues Heim finden sollen. Das würde uns nicht stören, wenn nicht als Verkehrsanbindung dorthin eine riesige Straße geplant wäre, die unser clinic Gebäude gefährden wird!!! Die bisherige Straße hat eine Breite von ca.6m, geplant ist, sie auf 60(!)m zu verbreitern. Wir konnten diese neue Planung kaum glauben, ist doch auch auf dem letzten „masterplan“ unser Gebiet noch als „Grüngürtel“ ausgewiesen; von einer autobahnähnlichen Straße war keine Rede. Zudem sind in Indien wirklich nur „national highways“ so breit und eine solche zu einer Siedlung mit etwa 20 000 Einwohnern – die keine Autos haben - zu bauen , ist uns unverständlich. Noch ist das letzte Wort in dieser Sache nicht gesprochen, aber wir sind natürlich sehr hellhörig. In Jaipur treffen Unnithans eine große Anzahl von Leuten, die direkt oder indirekt mit dieser Planung zu tun haben, wir (mein Mann und ich) haben beim „Klinkenputzen“ auch noch mitgewirkt,weil es in Indien halt immer gut ist, jemanden zu kennen, der jemanden kennt.... Das Zahlen von „Schmiergeldern“ lehnen wir nach wie vor ab. Unser Hauptargument ist, dass die Straße nicht so breit sein muß, um die Verkehrsanbindung des Neubaugebietes zu gewährleisten. Bis zu 40m könnten wir akzeptieren.....
Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.
Inzwischen nimmt unser Plan der „Mobilen Klinik“ etwas mehr Gestalt an. Ich erinnere noch einmal daran: um Patienten auch in schwer zugänglichen Gebieten zu erreichen, planen wir, einen Jeep oder einen kleinen Bus mit dem Notwendigsten auszustatten und in diese entlegenen Dörfer zu fahren. Nach einem Kostenvoranschlag aus Jaipur wird uns dieses Gefährt etwa EUR 18000/- kosten, etwa die Hälfte davon haben wir - aus unerwarteten größeren Spenden - schon zusammengespart. Die Fahrzeugkabine wird komplett nach unseren Angaben und Wünschen ausgestattet; dass Handarbeit in Indien viel billiger ist als bei uns, kommt uns dabei zugute.

Eine Studentin des Home Science Departments der University of Rajasthan hat in unserem Einzugsgebiet eine Studie durchgeführt und diese wissenschaftliche Arbeit für ihren „Master of Science“ zugrunde gelegt. Mit viel Sorgfalt hat sie Gesundheitszustand und Ernährungsgewohnheiten von 150 Kindern aus fünf Schulen untersucht, in denen wir Zusatznahrung an die Kinder ausgeben. Das Ergebnis ist bedrückend: ca. 71% der Kinder sind als unterernährt anzusehen und unsere zusätzliche Gabe richtet wenig aus . Um eine wesentliche Besserung zu erzielen, müssen wir die Mengen deutlich erhöhen, und wir müssen Aufklärung und Information der Bevölkerung noch weiter intensivieren. Die Kinder scheinen allerdings von unserer „health education“ schon zu profitieren. Nach übereinstimmender Aussage der Lehrer kommen sie sauberer in die Schule, bringen etwas zu essen mit, sind gesundheitlichen und Ernährungsproblemen gegenüber aufgeschlossener und wachsamer. Mit eigenen Ohren konnten wir hören, wie ein Kind (unbeobachtet) zu einem anderen sagte:“Du musst Dir erst die Hände waschen, ehe Du isst“ Offensichtlich trägt Lohits Unterricht Früchte. Die Kinder sind dabei auch sehr engagiert, am Ende der Unterrichtseinheit gibt es eine Vorstellung des Strassentheaters, die sehr beliebt ist, einen abschließenden Test und Preise für die, die alles richtig haben. Inzwischen kommen immer mehr Schulen auf uns zu und möchten von der „health education“ profitieren. Und soweit unsere Kapazitäten es zulassen, kommen wir dem Wunsch natürlich nach.

Stimmung und Atmosphäre in Jagatpura sind weiter gut. Die Programme laufen alle, und wir bemühen uns, trotz der geschilderten Unsicherheit die Kontinuität beizubehalten. All Ihre Spenden sind uns eine große Hilfe.

Mit freundlichen Grüßen

Marianne Jansen

Khejri Verein, Hamburgerstraße 97, 28205 Bremen
Konto 760, Bankhaus Plump &Co (BLZ 290 304 00)